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Der Methodist, der Thanos miterschaffen hat

17. Juli 2019

Aus der Vergangenheit des methodistischen Diakons Mike Friedrich steigen dunkle Gestalten herauf, unter ihnen Thanos. – Thanos? Ist das nicht der zerstörerische Bösewicht aus «Avengers: Endgame»? – Ja. Genau der!

Mike Friedrich arbeitet in der Jährlichen Konferenz (Synode) California-Nevada der Methodist/innen in den USA. «Ich bin derjenige, der sich mit all den Erneuerungsideen beschäftigt», sagt Friedrich gegenüber dem methodistischen Newsservice «UM News». «Ich bin in einem sehr urbanen Stadtteil tätig, also beschäftige ich mich damit, was es für Kirchen bedeutet, in einem städtischen Umfeld zu wirken.»

In letzter Zeit erregt Friedrich freilich wieder Aufmerksamkeit durch seine erste Karriere, die er als Teenager begann: Gelegentlich taucht er auf mysteriöse Weise bei Hollywood-Filmpremieren auf. Von Zeit zu Zeit finden sich «Schecks für Lizenzgebühren» in seinem Postfach. Und am 19. Juli erhält Friedrich in San Diego den «Bill Finger Award for Excellence in Comic Book Writing» auf der Comic-Con International. Mit diesem Preis werden Schriftsteller geehrt, die bisher noch nicht die ihnen gebührende Anerkennung erhalten haben.

Von Batman bis Thanos und Drax

Friedrich schrieb als junger Mann Geschichten für DC Comics und Marvel Comics. Er arbeitete mit Illustratoren zusammen, die Geschichten über Batman, Robin, The Flash, Green Lantern, Iron Man, Ant-Man, Captain Marvel und andere entwarfen.

Während seines Studiums an der Santa Clara University schrieb Friedrich Geschichten von «Robin the Teen Wonder», die am College spielen und seine College-Erfahrungen verarbeiten. Später schrieb er Geschichten für Iron Man. In dieser Zeit arbeitete er mit seinem Mitbewohner Jim Starlin zusammen. «Der hatte verschiedene Charaktere geschaffen, und wir haben dann eine Geschichte miteinander geschrieben, die Thanos und Drax den Zerstörer einführte», erzählt Friedrich. Thanos tritt als Bösewicht in verschiedenen Filmen von Marvel Comics auf, jüngst wieder im Blockbuster «Avengers: Endgame», das dieses Jahr in die Kinos kam.

«Mein Name steht in den allerersten Geschichten dieser Charaktere als Autor, und deshalb werde ich jetzt zu Filmpremieren eingeladen», sagte Friedrich. Ausserdem erhält er jedes Mal, wenn Thanos oder Drax the Destroyer in einem Film gezeigt werden, einen «kleinen Scheck» für Tantiemen.

Begeisterter Erzähler und Visionär

Friedrich begann mit 17 Jahren im Comic-Business, als er Briefe an den Herausgeber seiner Lieblings-Comics schrieb. Das führte zu einer Beziehung mit dem legendären DC-Comic-Redakteur Julius Schwartz. Als Friedrich 18 Jahre alt war, verkaufte er Schwartz ein Drehbuch über Robin. «Ich war begeistert, liebte die Figuren und liebte es, Geschichten über diese Figuren erzählen zu können», sagte Friedrich.

Einige sagen auch, Friedrich habe das Comicbuchgeschäft «gerettet», indem er zeigte, dass es möglich ist, Comics nicht nur an Kiosken, sondern auch in Buchhandlungen erfolgreich zu vermarkten. «Mike Friedrich startete unabhängige Comics vor dem grossen Boom der 80er Jahre», sagte Alex Grand, Co-Moderator des Podcasts der Comic Book Historians. Andere unabhängige Verlage kopierten sein Geschäftsmodell. Als Agent war Friedrich auch ein Pionier bei der Sicherung der Urheberrechte von Comicautoren und Illustratoren und der Verbesserung ihrer Tarife. «Mike war ein Visionär», sagte Ferrara, der heute den bekannten Comic-Shop Atlantis Fantasyworld in Santa Cruz, Kalifornien, besitzt. «Er hat immer neue Wege gefunden, um dieses Geschäft anzugehen.»

Ein ungewöhnlicher Ruf

Friedrich wuchs in der katholischen Kirche auf. «Ich hatte aber nie den Wunsch, als Pfarrer zu arbeiten», sagte er. «Mich fasziniert zu wissen, dass es diese Verbindung zwischen uns allen gibt, die wir als göttlich bezeichnen – und zwischen uns und allem anderen.»

Als er an der Graduierung eines Freundes in einer United Methodist Church teilnahm, hatte er ein folgenreiches Erlebnis: «Ich ging in diese Kirche mit 300 glücklichen Menschen hinein», erinnert er sich. «Die Band spielt die Mark Miller Version von ‹O for a Thousand Tongues to Sing›, und ich sagte nur: ‹Ich muss ein Teil davon werden.›» Zunächst habe er keine Ahnung gehabt, was das bedeutet, ausser, dass er Teil einer grösseren Gemeinschaft sein wolle. «Es stellte sich heraus, dass es ein Ruf war, mich von meinem Job zurückzuziehen, eine neue Ausbildung zu machen und ein ordinierter Diakon in der Methodisten-Kirche zu werden», erzählt Friedrich. «Ich habe bis heute keine Ahnung, woher dieser Ruf kam. Meiner Frau sage ich immer: ‹Ich bin auf dem Weg heim zu Gott›.»

Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit

Bischöfin Karen Oliveto war einer von Friedrichs Professorinnen an der Pacific School of Religion. «Mike war ein engagierter Schüler, der das wesleyanische Verständnis von persönlicher Frömmigkeit und sozialer Heiligkeit liebte», sagte Oliveto. «Wenn man sich sein Werk in der Comicindustrie ansieht, erkennt man einen roten Faden: Die Figuren von Mike, wenn sie ihr authentischstes Selbst ausleben, fördern die Gerechtigkeit in der Welt. Mike tut das Gleiche in seinem eigenen Leben!»

«Das Bedürfnis nach Gott entspringt dem gleichen Impuls, der Superhelden populär macht», ist Friedrich überzeugt. «Ich denke, die Charaktere von Superhelden sprechen die gleichen Anliegen an, die der Glaube anspricht», sagt er. «Der Wunsch nach einer besseren Welt kommt in Superheldengeschichten genauso zum Ausdruck, wie er in jeder religiösen Gemeinschaft wirksam ist, einschliesslich unserer eigenen. – Ich denke, Methodist/innen haben hierbei viel zu bieten!»

Quelle: Jim Patterson, UMNS
Beitragsbild: Spud Hilton / UMNS

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